ALCIAT,A., Paradoxonum ad Pratum, libri Sex. Lyon 1545-46.

ALCIAT,A., Paradoxonum ad Pratum, libri Sex. Lyon 1545-46.

ALCIAT, Andreas, Paradoxonum ad Pratum, libri Sex. Dispunctiones, lib.IIII. – De eo quod interest liber unus – In tres libros Codicis lib.III. – Praetermissorum lib.II. – Declamatio una. – De stip.divisionib. Commentariolus. (II: vorgebunden:) Index locupletissimus. Ex novissima recognitione Autoris. Lyon, Apud Iacobum Giunta, 1545-1546. Oktav. (I:) Titelblatt mit Druckersignet, (14), 751 S.; (II: Index) Ttlbl. mit Druckersignet, 14ungez. Bll. letzte Seite etwas wurmstichig. 7 Teile in einem späteren Halblederband mit BUntpapierüberzug auf den Buchdeckeln.

1.800,00

Order Number: 26093AB

Baudrier VIII,175. Die erste große Publikation des Mailänder Rechtsgelehrten waren die Paradoxa und Dispunctiones, die ersten textkritischen Schriften. Eingebunden ist sein Erstlingswerk: Annotationes in tres posteriores libros Codicis. Der Sammelband erschien erstmals etwas überstürzt 1518 in Mailand, um die Berufungsverhandlungen nach Avignon zu unterstützen. Als Bonifacius in Avignon eintraf, um Alciats Vorlesungen zu hören, versuchte er sogleich eine verbesserte Auflage für einen Baseler Drucker bei Alciat durchzusetzen. Erst verzögerte Alciat die Fertigstellung des Druckes, dann musste er den Lehrstuhl wegen der Pest aufgeben, nun zögerte Cratander. Als Alciat 1529 endlich in Bourges war, überarbeitete er das Werk nochmals. Cratander druckte den Band im Jahr 1531, danach erschien er ab 1532 bei Sebastian Greiff in Lyon. Als Alciat 1533 nach Italien zurückkehrte, mehrten sich die Raubdrucke, auch Giunta hatte keine offizielle Druckgenehmigung. Sein Erstlingswerk, Alciat war gerade 22 Jahre alt, war ein sehr schmales, 1515 in Straßburg ediertes Opusculum, zu schnell, wie sich bald herausstellte. Heute ein Rarissimum, doch blieb es damals ohne größere Wirkung. Alciat ergriff den Anwaltsberuf in Mailand. Im Jahre 1518 erschien das erste größere Werk von Alciat in Mailand, genau betrachtet war es ein Sammelband kleinerer Schriften, darunter auch sein Erstlingswerk. Alciat, immer noch in Mailand als Rechtsanwalt tätig, wollte eine Professur, sah in der Universität seine eigentliche Berufung: posse facere, oder wie Thomas Mann in Abwandlung dieser römischen Weisheit zu sagen pflegte: wer kann, der macht. Der Titel war für die verlegerische Vermarktung höchst dienlich und war auch programmatisch gewählt. Im Altertum waren Paradoxa ein beliebte “Litteraturgattung” in der stoischen Philosophie durch das Werk von Cicero “Paradoxa Stoicorum” berühmt. Im Kleinen Pauly wird formuliert: “Paradoxa bezeichnet Gegenstände oder Sachverhalte, die wider Erwarten wirken oder erscheinen: Also Erstaunliches, Wunderbares, modern paraphrasiert: Sensationelles. Der Definition von Jean Jacques Rousseau, Paradoxa sind Wahrheiten, die hundert Jahre zu früh erscheinen, dürfte Alciat ihm als Person wenig gefallen haben. Jedoch kann man Haltung und Absicht von Alciat überhaupt nicht besser beschreiben. Seiner Stellung in der Reform der gesamten Rechtswissenschaft, die schließlich in der Ausblidung der humanistischen Jurisprudenz mündete, war sich Alciat durchaus bewußt und förderte sein Ansehen als eigener Agent seines Ruhmes stetig und überall. Einfach war der Weg nicht, zunächst gelang es ihm nach Avignon an die dortige Universität zu gelangen, ab 1518. Wegen der aufgetretenen Pest musste er Avignon verlassen. Nunmehr gab es Streit um die Bezahlung, Alciat wollte nicht einsehen, dass er Gehaltskürzungen hinnehmen sollte, weil die Pest Vorlesungen verhinderte. Die Stadt Avignon sah das anders. Eine erneute Verpflichtung kam vorerst nicht zustande. Wieder saß er als Rechtsanwalt in Mailand, betreute Mandanten, verfasste Rechtsgutachten und hörte in alle Richtungen, ob sich ihm ein Lehrstuhl anbot oder ihm angeboten wurde. Seine Briefe zeugen von der nervigen Unruhe, die ihn befiel. 1523 veröffentlichte er in Basel die Paradoxa ein zweites Mal, verbessert, ordentlich überarbeitet, gedruckt vom bekannten Baseler Drucker Cratander, der es 1523 gar nicht drucken wollte, weil Alciat ohne Lehrstuhl war. Für den Verkauf des Werkes erschien ihm dies als schlechtes Omen. Und in der Tat kam eine Neuverpflichtung nicht zustande, erst 1527 blieb wiederum nur Avignon übrig. Danach kam endlich die große Anfrage aus Bourges. Jetzt kam für Alciat alles zusammen: ein äußerst ehrenvoller Ruf und enorm viel Geld. Es waren nicht zuletzt die Paradoxa von 1523, die dies bewirkten. Alciat war nunmehr in ganz Europa ein bekannter Mann, ein Rechtsgelehrter, auf den die Hoffnungen aller auf die Reform der Jurisprudenz ruhte. Nun machten sich alle Mühen bezahlt: seine enormen Kenntnisse der Alten Griechen und Römer, seine Griechischkenntnisse, sein elegantes Latein (auch hier sucht Alciat die Anlehnung an Cicero). Jetzt wurde die Philologie zum Handwerkszeug des Juristen, die Scholastik wurde abgelöst. Alciat war der erste Jurist Europas im Zeitraum von 1530 bis 1550. Bis heute ist sein Name nicht verblasst, Rechtsanwälte bezeichnen ihn als Erfinder der Gebührenordnung. Alciats Werke bestimmten den europäischen Markt für Rechtsliteratur, Raubdrucke wurden häufig verlegt, nicht autorisierte Vorlesungsmitschriften tauchten mehrfach als Druckerzeugnisse auf. 1529 wurde Alciat zunächst für zwei Jahre nach Bourges verpflichtet. Die ganze juristische Welt blickte in Richtung der französischen Reformuniversität und registrierte aufmerksam, welche Vorlesungen Alciat hielt, welche Werke er drucken ließ. Der Studentenzulauf in seine Vorlesungen war enorm. 1530 erschien in Köln ein Lehrbuch zum Prozessrecht von Alciat. Bald erschinen in Lyon, Paris und Venedig Raubdrucke, was bei Alciats Werken beinahe die Regel war, oftmals am gleichen Druckort. Doch das Werk stammte gar nicht aus der Feder von Alciat. Das Werk und den Autor vorzustellen, so das Vorwort, hieße, Eulen nach Athen tragen: si quis ululas Athenas. Denn Andreas Alciat sei ein einzigartige Zierde dieses Jahrhunderts von Rechtsgelehrten. Diese Vorlesungsmitschrift würde man zu Nutzen der Studierenden edieren. Oftmals beschwert sich Alciat über die Raubdrucke und Schriften, denen er seine Autorenschaft abstritt, sein Ton der Beschwerde ist nicht ganz frei von Stolz, diese Berühmtheit erlangt zu haben. Inhalt des Werkes: I. Dispunctionum, lib. IIII. II. De eo quod interest, liber unus III. In tres libros Codicis, lib. III. IV. Praetermissorum, lib. II. V. Declamatio Una VI. De Stip. divisionibus Commentariolus.

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